Exenatid verlangsamt Morbus Parkinson nicht

London – Der GLP-1-Agonist Exenatid konnte in einer Phase-3-Studie das Fortschreiten der motorischen Symptome bei Morbus Parkinson nicht verlangsamen (Lancet 2025; DOI: 10.1016/S0140-6736(24)02808-3). Nach zwei Jahren zeigte sich kein Vorteil gegenüber Placebo.

Frühere Studien hatten positive Hinweise geliefert, doch in der aktuellen Untersuchung mit 194 Patienten verschlechterte sich die Exenatid-Gruppe sogar etwas stärker als die Placebo-Gruppe. Auch Bildgebung und Biomarker-Analysen bestätigten keine Wirksamkeit.

Trotz dieses Rückschlags prüfen Forscher weiter GLP-1-Agonisten: Die GIPD-Studie untersucht Semaglutid bei Parkinson, während Evoke und ELAD dessen Potenzial bei Alzheimer testen. Ergebnisse stehen noch aus.

Neue Erkenntnisse: Darm-Mikrobiom beeinflusst Parkinson-Entstehung

Aktuelle Forschungsergebnisse der Universitätsmedizin Magdeburg legen nahe, dass das Darm-Mikrobiom eine entscheidende Rolle bei der Entstehung neurodegenerativer Erkrankungen wie Parkinson spielt. Die Forschungsgruppe „Translationale Neuroimmunologie und Neurodegeneration“ unter der Leitung von Prof. Dr. med. Aiden Haghikia untersuchte den Einfluss der Darmflora auf das Nervensystem und stellte fest, dass das Mikrobiom nicht nur die Verdauung, sondern auch die Hirnfunktion beeinflusst. Insbesondere ein Mangel an der kurzkettigen Fettsäure Propionsäure, die von bestimmten Darmbakterien produziert wird, könnte mit dem Absterben von Nervenzellen im Gehirn in Verbindung stehen. Die Studie hebt hervor, dass Ernährung und Lebensstil das Risiko für Parkinson beeinflussen können und dass eine Ergänzung mit Propionsäure positive Auswirkungen auf regulatorische T-Zellen und den Gewebeverlust im Gehirn haben kann. Diese Erkenntnisse eröffnen neue Perspektiven für die Prävention und Behandlung von Parkinson durch gezielte Modulation des Darm-Mikrobioms.​

Weitere Informationen finden Sie im Parkinson Journal: parkinson-journal.de

Vortrag über Kortikobasales Syndrom (CBS) in der Parkinson Schule München

Im Rahmen der Parkinson Schule am 12. April 2025 in München referierte Dr. Carla Palleis über das Kortikobasale Syndrom (CBS)https://parkinson-journal.de/atypisches-parkinson-yndrom-cbd-cbs/, eine seltene Form des atypischen Parkinson-Syndroms.

In ihrem Vortrag stellte Dr. Palleis die Ursachen, typischen Symptome sowie die diagnostischen Herausforderungen dieser komplexen neurodegenerativen Erkrankung vor. Zudem erläuterte sie aktuelle Therapieansätze und gab einen Einblick in den derzeitigen Stand der Forschung. Der Vortrag fand grossen Anklang bei den Teilnehmenden und trug massgeblich zur Aufklärung über CBS und den Umgang mit dieser Erkrankung bei.

 

Jetzt erst recht: Positiv leben mit Parkinson

Mutmacherin mit Mikrofon – Kathrin Wersing und ihr Podcast für ein buntes Leben mit Parkinson

Kathrin Wersing weiss aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, mit einer Parkinson-Diagnose zu leben – sie erhielt sie selbst im Alter von 40 Jahren. Doch statt sich zurückzuziehen, entschied sie sich, anderen Betroffenen Mut zu machen: In ihrem Podcast spricht sie mit Menschen, die gelernt haben, trotz Parkinson ein erfülltes, positives und farbenfrohes Leben zu führen.

Der Podcast richtet sich an Betroffene, Angehörige und alle, die einen zuversichtlichen Blick auf das Thema Parkinson suchen. Offen, ehrlich und inspirierend erzählt – von Betroffenen, für Betroffene.

James Parkinson – Entdecker der Schüttellähmung

Am 11. April 1755 wurde James Parkinson geboren – der britische Arzt, der 1817 erstmals die Krankheit beschrieb, die später seinen Namen tragen sollte: Morbus Parkinson. In seinem Werk <<Essay on the Shaking Palsy>> dokumentierte er anhand von nur sechs Fällen typische Symptome wie Zittern, Muskelsteifheit und Gangunsicherheit.

Heute ist Parkinson nach Alzheimer die zweithäufigste neurologische Erkrankung in Deutschland – rund 400.000 Menschen sind betroffen. Der WDR erinnert im Zeitzeichen an Parkinsons Lebenswerk und spricht mit Experten über aktuelle Erkenntnisse zur Krankheit und ihren Ursachen.

Jetzt hören:
WDR Zeitzeichen – James Parkinson (11.04.2025)

Forschung bringt neue Hoffnung

Noch ist Parkinson nicht besiegt. Aber es gibt Hoffnung, dass die Wissenschaft neue Therapieansätze findet. Und auch den Ursachen der heimtückischen Krankheit – wie unter anderem chemischen Unkrautvernichtern – kommen Forschende immer mehr auf die Spur. Ein Dok zeigt auf ARTE überraschende neue Therapie- und Diagnoseansätze. Sie können den Film bis am 30.12.25 gleich hier sehen:

 

Morbus Parkinson – eine Diagnose, die Betroffene tief erschüttert. Denn die Schüttellähmung ist eine schleichende Erkrankung des Gehirns, bei der sämtliche Bewegungsabläufe nach und nach ins Stocken geraten und am Ende eine völlige geistige Umnachtung drohen kann. Bis heute gilt Parkinson als unheilbar.

«Viele Jahre lang haben sich Wissenschaftler nur auf das Gehirn konzentriert, darauf, wie die Neuronen absterben und wie man das aufhalten kann», erzählt Agnete Kirkeby, Neurologin an der Universität von Kopenhagen. «Aber wir haben versäumt, die Ursachen zu untersuchen.» Kirkebys Forschung wirft Licht auf einen neuen Aspekt der Entstehung von Parkinson, einer neurodegenerativen Erkrankung: Ein fehlgefaltetes Protein namens Alpha-Synuclein scheint dabei eine entscheidende Rolle zu spielen, indem es – fast wie ein Virus – im Gehirn von Nervenzelle zu Nervenzelle wandert, diese infiziert und dabei zerstört.

Ein am Universitätsklinikum Kiel entwickelter Bluttest kann dieses ansteckende Protein sogar detektieren, bevor erste Symptome beim Patienten sichtbar werden. Zusammen mit einem vielversprechenden Vakzin gegen den ansteckenden Auslöser von Parkinson könnte so der entscheidende Schritt in der Therapie von Parkinson gelingen, glaubt Daniela Berg, Professorin für Neurologie am Universitätsklinikum Kiel: «Wir gehen davon aus, dass wir in dieser frühen Phase weitere Fehlfaltungen, weitere schädliche Einflussfaktoren und auch das Fortschreiten, das Anstecken von anderen Zellen verhindern. Das wäre grossartig. Dann hätten wir den Krankheitsverlauf in einem Moment gestoppt, wo er noch gar nicht richtig angefangen hat.»

Zusammenhänge in der Ernährung bei Parkinson

Wie beeinflusst die Ernährung den Verlauf von Parkinson? Prof. Dr. med. Ceballos-Baumann beleuchtet in seinem Vortrag die wichtigsten Zusammenhänge zwischen Nahrungsmitteln, Medikamenten und dem Krankheitsverlauf. Sie können den Vortrag gleich hier sehen:

 

Ernährung und Medikamenteneinnahme
Ein zentrales Thema ist die Wechselwirkung zwischen Levodopa – dem wichtigsten Medikament bei Parkinson – und der Ernährung. Proteine können die Aufnahme und Wirkung des Medikaments beeinträchtigen. Daher wird empfohlen, Levodopa entweder 30 Minuten vor oder 1,5 Stunden nach einer Mahlzeit einzunehmen. Eine eiweissverlagerte Ernährung, bei der Proteine vor allem abends konsumiert werden, kann hilfreich sein.

Darmgesundheit im Fokus
Verstopfung ist ein häufiges Symptom bei Parkinson und tritt oft bereits Jahre vor der Diagnose auf. Eine ballaststoffreiche Ernährung, viel Flüssigkeit und Bewegung können helfen, die Darmgesundheit zu fördern. Der Nutzen von Probiotika ist noch nicht wissenschaftlich gesichert.

Spezielle Diäten und Nahrungsergänzungsmittel
Studien deuten darauf hin, dass eine mediterrane Ernährung mit viel Gemüse, Fisch, Olivenöl und Nüssen vorteilhaft sein könnte. Auch die «MIND-Diät», eine Kombination aus mediterraner Kost und der blutdrucksenkenden DASH-Diät, wird untersucht. Ernährungsformen wie die ketogene Diät oder Intervallfasten sind noch nicht ausreichend erforscht.

Bei Nahrungsergänzungsmitteln rät Prof. Ceballos-Baumann zur Vorsicht. Viele sind teuer und haben keine nachgewiesene Wirkung. Besonders Coenzym Q10, Omega-3-Fettsäuren und Mucuna Pruriens haben in Studien keinen eindeutigen Nutzen gezeigt. Wichtig hingegen ist eine ausreichende Versorgung mit Vitamin B12, da ein Mangel Parkinson-Symptome verstärken kann.

Fazit
Es gibt keine spezielle «Parkinson-Diät», aber eine gesunde, ausgewogene Ernährung kann den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Entscheidend ist ein bewusster Umgang mit Lebensmitteln, eine optimierte Medikamenteneinnahme und regelmässige Bewegung.

 

Neues Flipbook über Naturheilmittel bei Parkinson

Das Parkinson Journal hat ein neues digitales Flipbook veröffentlicht, das sich mit einem Thema auseinandersetzt, das viele Betroffene bewegt: Naturheilmittel bei Parkinson. Unter dem Titel «Heilmittel – Was hilft, was man meiden sollte» bietet Autor Jürgen Zender eine Orientierungshilfe durch das Feld alternativer und ergänzender Behandlungsangebote.

Zender beleuchtet darin eine Vielzahl an Präparaten und Methoden  und ordnet sie ein. Dabei zeigt er auf, worauf Parkinson-Betroffene und Angehörige achten sollten.

Das Flipbook richtet sich an Menschen mit Parkinson, ihre Familien sowie an medizinisches Fachpersonal und möchte zu mehr Aufklärung und Selbstbestimmung in der Therapie beitragen.

Das interaktive Heft ist kostenfrei zugänglich und kann direkt über folgenden Link gelesen werden: https://parkinson-journal.de/flipbook-heilmittel/

 

Funktionelle Bewegungsstörungen nach Tiefer Hirnstimulation

Ungewöhnliche Komplikation bei Parkinson-Patienten nach DBS – Studie plädiert für genauere Diagnostik

In der Fachzeitschrift Movement Disorders Clinical Practice wurde kürzlich ein aufschlussreicher Artikel veröffentlicht, der eine bisher wenig beachtete Komplikation nach tiefer Hirnstimulation (Deep Brain Stimulation, DBS) bei Parkinson-Patienten beleuchtet: funktionelle Bewegungsstörungen als mögliche Folge der Therapie.

Die Autoren um Prof. Alfonso Fasano (University of Toronto) schildern drei bemerkenswerte Fälle, in denen Betroffene nach der Implantation von DBS-Elektroden im Nucleus subthalamicus (STN) stark ausgeprägte, bizarr anmutende Bewegungen entwickelten – sogenannte funktionelle Dyskinesien. Diese traten innerhalb der ersten drei Monate nach der Operation auf und unterschieden sich deutlich von typischen dopamininduzierten Dyskinesien.

Besonders auffällig war: Die Bewegungen konnten durch Placebo-Änderungen der Stimulationsparameter gezielt ausgelöst oder gestoppt werden – ein Hinweis auf eine funktionelle, nicht-organische Ursache. In allen drei Fällen führten eine neurologisch-psychiatrische Neubewertung und gezielte therapeutische Interventionen zu einer deutlichen Besserung.

Die Fallstudie verdeutlicht, wie wichtig eine differenzierte Diagnostik nach DBS ist – gerade bei ungewöhnlichen oder therapierefraktären Bewegungsstörungen. Funktionelle Symptome sollten im klinischen Alltag stärker berücksichtigt werden, um Fehlinterpretationen und unnötige Eingriffe zu vermeiden.

Zum Originalartikel (englisch):
https://movementdisorders.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/mdc3.14352