Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel bei Parkinson

 Bedeutung von Ernährung bei Parkinson
Drei Hauptgründe für die Auseinandersetzung mit Ernährung bei Parkinson:
Levodopa interagiert mit der Nahrung: Die Aufnahme und Wirkung des Medikaments kann durch Proteine beeinflusst werden.
Obstipation (Verstopfung) ist ein häufiges nicht-motorisches Symptom: Sie kann durch Ernährung gesteuert werden.
Diäten und spezielle Nahrungsmittel: Diese werden zunehmend untersucht, um das Fortschreiten der Krankheit positiv zu beeinflussen.
Levodopa und Nahrung
Levodopa als Goldstandard-Medikament: Seit über 50 Jahren etabliert.
Wird durch Proteine in der Nahrung in seiner Aufnahme beeinflusst.
Hat eine Halbwertszeit im Blut von ca. 1,5 Stunden.
Transportmechanismus von Levodopa: Levodopa nutzt die gleichen Transportwege im Körper wie andere Aminosäuren.
Hohe Eiweißaufnahme kann die Wirkung von Levodopa verzögern oder vermindern.
Empfehlungen zur Einnahme von Levodopa:

Levodopa mindestens 30 Minuten vor oder 1,5 Stunden nach einer Mahlzeit einnehmen.
Flüssige Levodopa-Präparate oder Medikamente, die den Magen-Darm-Trakt umgehen, können eine stabilere Wirkung haben.
Eine eiweißverlagerte Diät (Proteine eher abends) kann helfen.
3. Obstipation und Darmgesundheit
Verstopfung als Frühindikator für Parkinson:

Tritt oft Jahre vor der Diagnose auf.
Parkinson-Patienten haben oft einen höheren Konsum an Abführmitteln.
Tipps zur Vorbeugung und Behandlung von Obstipation:

Viel Wasser trinken (Ballaststoffe brauchen Wasser zur Wirkung).
Ballaststoffreiche Ernährung (Obst, Gemüse, Vollkornprodukte).
Bewegung fördert die Darmtätigkeit.
Probiotika & Präbiotika könnten helfen, haben aber noch keine gesicherte Wirksamkeit.
Spezielle Diäten und ihre Bedeutung für Parkinson
Mediterrane Ernährung: Gilt als förderlich für die allgemeine Gesundheit und möglicherweise auch für Parkinson.
Enthält viel Obst, Gemüse, Nüsse, Fisch und Olivenöl.
Eine spezielle Form, die „MIND-Diät“, kombiniert mediterrane Ernährung mit blutdrucksenkender DASH-Diät und ist möglicherweise besonders vorteilhaft.
Ketogene Diät, Intervallfasten & vegane Ernährung:

Diese Ernährungsformen werden erforscht, aber es gibt noch keine eindeutigen Beweise für ihre Wirksamkeit bei Parkinson.
Einfluss einzelner Nahrungsmittel:

Kaffee: Senkt möglicherweise das Risiko, aber hat unklare Effekte auf den Verlauf der Erkrankung.
Milchprodukte: Möglicherweise mit einem leicht erhöhten Parkinson-Risiko assoziiert, aber die Datenlage ist unsicher.
Alkohol: Kein gesicherter gesundheitlicher Nutzen, WHO empfiehlt keinen Alkoholkonsum als gesundheitsförderlich.
Nahrungsergänzungsmittel
Kritische Haltung gegenüber Nahrungsergänzungsmitteln: Nahrungsergänzungsmittel sind keine Medikamente und unterliegen keiner behördlichen Prüfung.
Häufig überbewertet und teuer, ohne gesicherte Wirkung.
Beispiele:
Coenzym Q10: Wurde intensiv untersucht, aber Studien haben keinen Nutzen gezeigt.
Mucuna Pruriens (Juckbohne): Enthält natürliches Levodopa, aber unpraktisch in der Anwendung.
Omega-3-Fettsäuren: Keine eindeutigen Belege für einen Nutzen bei Parkinson.
Vitamin B12:

Ein Mangel kann mit Parkinson-Symptomen zusammenhängen.
Regelmäßige Kontrolle von Vitamin B12 (Holotranscobalamin) empfohlen.
Empfehlungen und Fazit
Ernährung spielt eine Rolle, aber eine spezielle „Parkinson-Diät“ gibt es nicht.
Individuelle Experimente mit der Ernährung sind sinnvoll:
Levodopa-Timing optimieren.
Proteine ggf. in die Abendmahlzeit verlegen.
Gesunde, ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Ballaststoffen und moderatem Eiweißanteil ist ideal.
Vorsicht bei Nahrungsergänzungsmitteln – sie sind oft teuer und ohne gesicherte Wirkung.
Regelmäßige Bewegung ist wichtig für die Darmgesundheit und den Krankheitsverlauf.
Schlusswort
Prof. Dr. Ceballos-Baumann betont, dass es keine Wundermittel gibt und Ernährung individuell angepasst werden sollte.
Die Diskussion über Nahrungsergänzungsmittel bleibt kontrovers.
Letztendlich kommt es auf eine gesunde und bewusste Lebensweise an.

Vortrag von Prof. Dr. med. Ceballos-Baumann