Menschen mit Parkinson profitieren von anpassungsfähiger tiefer Hirnstimulation

Neue Hoffnung bei Parkinson: adaptive tiefe Hirnstimulation
Eine Arbeitsgruppe der Charité – Universitätsmedizin Berlin präsentierte auf dem Kongress der Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) einen vielversprechenden Ansatz für Betroffene mit Morbus Parkinson. Dabei geht es um die sogenannte adaptive tiefe Hirnstimulation (aTHS). Anders als bei der herkömmlichen kontinuierlichen Stimulation passt dieses System die elektrische Stimulation individuell und bedarfsabhängig an — je nach aktueller Hirnaktivität.

In einer aktuellen Studie mit acht Patient:innen, die von konventioneller auf adaptive THS umgestellt wurden, zeigte sich: Das subjektive Wohlbefinden verbesserte sich signifikant im Vergleich zur klassischen Stimulation. Einige der Betroffenen berichteten zudem von besserer Beweglichkeit. Sechs der acht Teilnehmer entschieden sich danach, dauerhaft bei der adaptiven Stimulation zu bleiben.

Damit könnte adaptive THS künftig eine besonders gute Option sein — vor allem für Menschen mit Parkinson, bei denen die klassische Behandlung mit kontinuierlicher Stimulation nicht ausreicht oder unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Die Ergebnisse sind vielversprechend, jedoch sind weitere größere Studien nötig, um Sicherheit und Wirksamkeit langfristig zu prüfen.

Pro & Contra zur adaptiven tiefen Hirnstimulation (aTHS):
Pro (Vorteile)
1. Verbesserte Symptomkontrolle
Die Stimulation passt sich in Echtzeit an die aktuelle Hirnaktivität an. Dadurch kann sie gezielter wirken als die kontinuierliche THS.
2. Weniger Nebenwirkungen
Weil nur nach Bedarf stimuliert wird, kann Überstimulation reduziert werden – das senkt das Risiko von Dyskinesien oder Müdigkeit.
3. Besseres subjektives Wohlbefinden
In der Charité-Studie berichteten die meisten Patient:innen von einer klaren Verbesserung ihres allgemeinen Befindens.
4. Höhere Energieeffizienz
Da die Impulse nur bei Bedarf abgegeben werden, wird die Batterie geschont – potenziell längere Lebensdauer des Implantats.
5. Besonders hilfreich bei schwankenden Symptomen
aTHS eignet sich gut für Personen mit stark variabler Motorik (z. B. wechselnde „On/Off“-Phasen).
Contra (Herausforderungen / Grenzen)
1. Noch keine grossen Langzeitstudien
Die bisherigen Ergebnisse basieren auf kleinen Gruppen. Aussagen über Langzeitsicherheit und Wirkdauer sind noch begrenzt.
2. Technisch komplexer
Das System benötigt Sensoren, die Hirnsignale auslesen, und intelligente Algorithmen — nicht alle bestehenden THS-Implantate können einfach umgerüstet werden.
3. Nicht für alle Patient:innen geeignet
Die individuelle Hirnaktivität muss gut erfassbar sein; bei manchen Betroffenen ist dies schwierig.
4. Erhöhter Aufwand bei der Einstellung
Die Programmierung der adaptiven Parameter ist anspruchsvoller als bei konventioneller THS und erfordert spezialisierte Zentren.
5. Noch keine flächendeckende Verfügbarkeit
aTHS wird derzeit nur in wenigen spezialisierten Kliniken angeboten.